Haridwar 09.12.2013
Um Eure Mägen schon mal auf die indische Küche vorzubereiten, hier ein Rezept zum Nachkochen.
Sehr gut ist auch, einen Monat vor der Reise den Magen mit Ingwer vorzubereiten. Heißen Ingwertee und Ingwerwasser hochdosiert. Auch viel Ingwer in Eure Küche mit einbeziehen.
Heute steht "Kadai Paneer" auf dem Speiseplan.
Kadai heißt "indischer Wok" und "Paneer" ist der indische Käse, ähnlich unserem Hüttenkäse. Wie man Paneer selber macht, verrate ich Euch weiter unten. (Ganz einfach und man braucht keinen Käse mehr zu kaufen). Allerdings gehört Käse in Indien immer noch zur traditionellen ayurvedischen Küche.
Nun erstmal Kadai Paneer:
Zutaten für 4 Personen:
- 1 grüne und 1 rote Paprika
- 3 Tomaten
- 250 gr Paneer (oder etwas mehr)
- 1 grüne Chilli
- 1 kleine Ingwerknolle
-3 EL Öl
-3 TL Kuminsamen = Kreuzkümmel
-1,5 TL Korinader gemahlen
-1 halben TL Tumeric = Kurkuma
-1 halben TL Cayenne Pfeffer
-2 EL geschnittene Fenuegreekseed leaves = Bockshornkleeblätter, alternativ geht auch Löwenzahn. Wem das zu bitter ist, der nimmt Petersilienblätter.
-1 TL Salz
Wie mache ich Paneer? Ganz einfach.
Ihr braucht Milch, lasst sie aufkochen. Danach den Saft von ca. 4 Zitronen (auf 2 Liter) dazugeben.
Die Milch gerinnt sofort durch die Zitronensäure.
Abschöpfen. Im feinen Tuch sieben. Fertig.
Milch macht die Kuh für Euch.
In Indien melkbar an jeder Ecke. Aber noch was fürs Kälbchen übriglassen. Hier sagen die Kuhirten, zwei Zitzen für das Kalb, eine für den Bauern und eine für die Nachbarn.
Grundsätzlich gilt, selbstgekocht a la Mama schmeckt in Indien am besten. Im Restaurant bekommt man alle Gerichte etwas fettiger. Im Ashram ist meistens alles flüssiger, da mehr Wasser dazu gegeben wird, und die Gerichte sind nicht so scharf, da die einfache Nahrung die Meditation unterstützen soll und den Geist beruhigt. Das Essen ist meistens gut durchgekocht, bissfest gibt es eher selten. Die Nahrung soll von jedem in der Familie gegessen werden können, dem Kind und dem Alten ohne Zähne. Die Speise kommt von Gott und wird Gott geopfert. Wir akzeptieren, was uns gegeben wird. Gerade im Ashram ist Sauberkeit (saf) oberstes Gebot. Die Speise wird für Gott zubereitet. Ihm wird die Nahrung geopfert bevor wir essen. Das heißt, während des Kochvorgangs wird nicht probiert. Man ißt nicht, bevor Gott nicht gegessen hat. Außerdem heißt es, dass unsere Samskaras, also unser Karma und unsere Eindrücke aus der Vergangenheit und vergangenen Leben, durch den Mund an andere weitergegeben werden. Daher ist auch das Sprechen während des Kochens nicht erlaubt. Da wir genug mit unseren eigenen Samskaras zu tun haben, sollten wir nicht noch fremde Samskaras dazu aufnehmen. Das traditionelle Indien hat sehr viele Regeln. Und alle sind spirituell begründet. Ein Koch muss "Prathiahara" beherrschen (seine Sinne kontrollieren können). Er ist daher ein angesehener Yogi.
Wenn man ein Gericht bestellt, ist es immer ein wenig anders als man dachte. Genau das ist typisch für Indien. Alles ist immer ein bisschen anders, als man sich das vorgestellt hat, und wir lernen von den Indern, unseren Geist flexibel zu halten.
Ich bin seit 3 Wochen im Santosh Puri Ashram in Haridwar, wo wir sogar indisch kochen lernen. Es ist wundervoll. Die Tage sind voller warmem Sonnenschein. Nachts und früh morgens wird es kalt. Das wird im Februar/März ähnlich, daher denkt nochmal an den dicken Pulli. Obwohl, gestern habe ich einen Ausflug nach Rishikesh mit meinen Ashramis gemacht, und es gibt ja wundervolle handgestrickte Mützen, Wollschals, Pullis und Socken, mit extra großem Zeh für die FlipFlops. Die Ruhe im Winter ist erhaben. Alle Touristen sind nun im Süden und baden in Goa, und man kann diesen ganzen Zauber von Rishikesh in der Stille wahrnehmen. Im März wird es trubeliger.
Die große Flut hat leider auch in Rishikesh und Haridwar schwere Schäden angerichtet. Ein Damm in den Bergen brach im Sommer, wusch ganze Straßen weg und überflutete die Ufer der Flüsse in den tiefer gelegenen Städten. In Varanasi standen wir bis zu den Schultern im Wasser und viele Tempel und Ashrams am Ganges wurden unter Wasser gesetzt. Die Inder sind wieder in bewundernswerter Gelassenheit damit umgegangen und es wurde nicht viel Aufsehen darum gemacht. Ich bewundere noch den Mann, der bis zur Brust im Wasser stand und trotzdem in einer recht entspannten Rückbeuge seine Zeitung gelesen hat. Om namah Shivaja!
Die eindrucksvolle Shivastatur die in Rishikesh im Ganges stand ist weggespült worden. Der Beatles Ashram, ein verlassenes Paradies aus Blumen und Ornamenten, stand unter Wasser und wird restauriert. Der Santosh Puri Ashram in Haridwar ist noch näher am Ganges gelegen als vorher. Der Marihuanawald, der davor lag, ist weggespült worden und das Wasser kam bis genau vors Ashramtor. Viele Babbas die dort in selbsgebastelten Hütten gelebt haben, verloren das bisschen was sie grade hatten. Nachdenken kann man bestimmt darüber, was wir der Natur antun und wie sie uns allerorts Lehren erteilt. Westliches Mitleid braucht man aber keins zu haben. Auch das vielbesprochene Elend was man in Indien ja an jeder Ecke sehen kann, wird einfach nur stark und gelassen getragen. Das Kastensystem gibt es noch, und aus sozialer Sicht ist es ganz sicher eine Katastrophe. Spirituell gesehen trägt jeder sein Karma, beschwert sich nicht und spielt in jeder Position königlich sein irdisches Spiel. Wer sich allerdings ständig beschwert, sind wir Westler in Indien. Ich bin auch sehr oft damit konfrontiert, Dinge wieder einmal aus meiner westlichen Weltsicht zu bewerten. Das führt mich allerdings nur in eine Sackgasse und Gott sei dank gibt es immer wieder diese weise und ständig alles verzeihende Lehrerin Shakti, in so vielen Formen, die mich hier in Indien gnadenvoll an die Hand nimmt. Wir werden sie ja bald hier gemeinsam kennenlernen :-)
Hari om tat sat.
Nordindienreise HARIDWAR
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Mataji und ihre Schwester im Santosh Puri Ashram und das heilige Bad im Ganges
Sonnenaufgang nach der Morgenpuja im Santosh Puri Ashram